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1. Leitfaden zum methodischen Unterricht in der Geographie - S. 29

1836 - Eisleben : Reichardt
Vorbegriffe. 29 Verschiedenheit der Menschen in der Lebensart und Bildung. §. 48. In Rücksicht der Lebensart theilen sich die Menschen nach der Art, wie sie sich ihren Unterhalt verschaffen, in solche die entweder von der Zagd und Fischerei, oder von der Viehzucht, oder von dem Acker-- bau leben, — und nach der Art ihre Wohnung in solche, die keine festen Wohnungen haben, sondern ge- wöhnlich mir ihren Viehheerden herumziehen (Noma- den), oder in solche, die feste Wohnungen besitzen (An- sässige), mit dem Unterschiede, daß diese entweder in bloßen Hütten oder Häusern bestehen. — Zn Hinsicht der Kultur oder Bildung giebt es Wilde, die bloßvonzagdundfischereileben,Halb- kultuvirre oder Barbaren, die hauptsächlich Vieh, zucht treiben, und Gebildete, Civilisirte, welche nicht allein Ackerbau, sondern auch Handwerke, Fabri- ken, Handel, Künste und Wissenschaften unterhalten. Eine kleinere oder größere Anzahl von Wohnun, gen oder Häusern nennt man entweder Weiler oder Dorf (beide gewöhnlich von Bauern bewohnt), oder Flecken, auch Marktflecken (wo nicht bloß Dauern, sondern auch Handwerker und Kaufleute wohnen), oder Städte, die oft mit Mauern und Thoren versehen sind, und deren Einwohner Bürger heißen und sich hauptsächlich von Handwerken, Fabriken und Handel ernähren. Vorstadt ist eine Anzahl von Häusern, die außerhalb der Stadtmauern oder Stadtthore liegen. Hauptstädte heißen Städte, wo die höchsten obrig- keitlichen Beamten ihren Sitz haben; Residenzstädte, wo der Landesherr seinen gewöhnlichen Aufenthalt hat, Bergstädte, deren Einwohner sich vornehmlich vom Bergbau (Gewinnung der Mineralien) ernähren; Han- delsstädte, wo das vorzüglichste Gewerbe der Handel und Seestädte, wo, durch die Lage am Meere, das vorzüglichste Gewerbe der Seehandel ist. Feste Städte und Festungen nennt man Oerter, die mit Mauern, Graben, Wällen und andern Festungswerken versehen sind. Was die Gewerbe der Menschen betrifft: so giebt es 3 Klassen, die erzeugende (producirende),

2. Geschichts-Cursus für die mittleren Klassen der Gymnasien und Realschulen - S. 122

1865 - Eisleben : Reichardt
122 1521—1525 Erster Krieg zwischen Karl V. und Franz I. Letzterer strebte nach dem Besitze öon Neapel, verlor aber Mailand, welches er 1515 durch die Schlacht bei Ma rignano gewonnen hatte, durch die unglückliche Schlacht bei Pavia 1525. Er selbst wird gefangen. Schon vorher wird der tapfere Bayard i der Ritter ohne Furcht und Tadel) gefallen und der beleidigte Connetable Karl von B o n r b o n zuin Kaiser übergegangen. Im Frieden zu Madrid mußte Franz Italien ent- sagen , hielt aber nach seiner Freilassung den Vertrag nicht. 1524—1525 Der Bauernkrieg Aufstand der Bauern am Rhein und in Schwaben, wel- che Luthers Lehre von der evangelischen Freiheit falsch deu- teten. Die forderten in den 12 Artikeln Verbesserung ih- rer allerdings bedrängten Lagev), versprachen aber dieje- nigen ihrer Forderungen, die gegen Gottes Wort wären, aufzugeben. Da sie nirgends Gehör fanden, begingen sie arge Gewaltthaten, besonders unter Georg Metzler im Odenwald, w) Einer ihrer Anführer war der Ritter Götz von B erlich in gen mit der eisernen Hand.x) Der Aufstand wurde durch den Grafen Georg Truch- seß v o u W a l d b u r g mit Grausamkeit unterdrückt. Auch Luther will nichts von Schonung wissen. Gleichzeitig Bauernaufruhr in Thüringen unter Thomas Münzer, der sogar Gütergemeinschaft ein- führen will. Er wird bei Frankenhausen geschlagen^) und hingerichtet. 1525 Tod Friedrichs des Weisen. Auf ihn folgte sein Bruder Johann der Beständige (nur bis 1532), dann Johann Friedrich dergroß- müthige bis 1547, worauf die Kurwürde der er ne st i- nischen Linie entrissen und an die albertiuische (Moritz) gegeben wird. 1525 Der Ordensstaat Preußen wird ein lutherisches Herzogthum. Das Ute Jahrh. war die glänzendste Zeit des deutschen Ordens; aber die Niederlage bei Tanuenberg gegen die Polen (1410) brach seine Macht ans immer. Im v) Z. B. Wahl der Pfarrer, Aufhebung der Leibeigenschaft, freies Jagdrecht. w) Graf Helfenstein nach der Eroberung von Weinsberg in die Spieße gejagt, wobei ein Pfeifer aufspielt. (Dieser wird später verbrannt.) x) Dieselbe ist noch jetzt auf dem «schlosse Jaxthausen vorhanden. In- teressant ist die Selbstbiographie Götzens. y) Der Regenbogen. Tödtnng des Herolds. Münzers Feigheit.

3. Geschichts-Kursus für die oberen und mittleren Klassen höherer Lehranstalten und zum Selbstunterricht - S. 115

1890 - Leipzig : Reichardt
115 - 1525 heiratete Luther die Katharina von Bora, eine ehemalige Nonne. 15211525 Erster Krieg zwischen Karl V. und Franz I. Franz I. strebte nach dem Besitze von Neapel verlor aber Mailand, welches er 1515 durch die Schlacht bei Mang-nano gewonnen hatte, durch die unglckliche Schlacht der Pavia 1525. Er selbst wird gesangen. Schon vorher war der tapfere Bayard (der Ritter ohne Furcht und Tadel) gefallen und der beleidigte Connetable Karl von Bourbon zum Kaiser bergegangen. ^m Frieden zu Madrid mute Franz auf Italien und das Herzogtum Burgund verzichten, war aber im voraus entschlossen, nach feiner Freilassung den Vertrag nicht zu halten. 15241525 Der Bauernkrieg. ? Ausstand der Bauern am Rhein und m Schwaben welche Suchers Lehre von der evangelischen Freiheit weltlich den-teten Sie forderten in den 12 Artikeln ) Verbesserung ihrer allerdings bedrngten Lage, versprachen aber dieiemgen ihrer Forderungen, die gegen Gottes Wort waren, aus-zugeben. Da sie nirgends Gehr sanden. begingen sie arg- Gewaltthaten, besonders unter Georg Metzler Nn Odenwalde-), Kurze Zeit fhrte sie auch der Ritter Gtz von Berlichingen mit der eisernen Hand >. Der Ausstand wurde durch den Grasen Georg Truchse von Waldburg, den Feldhauptmann des schwbischen Bundes, mit Grausamkeit unterdruckt. Auch Luther will nichts von Schonung wiffen . . Gleichzeitig Bauernaufruhr m Thringen unter Thomas Mnzer, der fogar Gtergemeinschaft em-fhren will. Er wird 1525 bei Frankenhaufen ge-fchlagen und in Mhlhaufen hingerichtet. 1525 Tod Friedrich des Weifen. i Auf ihn folgte fein Bruder^ohann der Bestandige (nur bis 1532), dann Iohann Friedrich der Gro-m tig e bis 1547, worauf die Kurwrde der ^ rn e st in i f ch e n Linie entriffen und an die Albertinische (Moritz) gegeben wurde. (S. d. fchmalkaldifchen 1525 Der Ordensstaat Preutzen wird ein^lutherisches Herzogtum unter polnischer Oberlehnsherrschaft. Z. B. Wahl der Pfarrer. Aufhebung der Leibeigenschaft, freies Jagdrech^ra^ ^en|tein ^ach der Eroberung von Weinsberg in die Spiee "uf dem Schlosse Imhausen vorhanden. Interessant die Selbstbiographie von Gtze.

4. Bd. 3 - S. 304

1838 - Eisleben : Reichardt
304 Amerika. als Wilde betrachtet werden. Um ihre Berauschung bis zu einer Art Wuth zu treiben, in welcher sie dann die ärgsten Ausschweifungen, Mordthaten, Menschenfcaß rc. begehen, bereiten sie aus der Acacia Niopo ein Schnupfpulver, welches Wahnsinn und Betäubung her- vorbringt. Caracas, die Hauptstadt der Republik Venezuela, hat eine malerische Lage, am Fuße des 8100 F. hohen Pico de Silla, in ei- nem der herrlichen Thäler von Aragua, das sich 3 M. von W. nach O. in der Cordillera von Venezuela erstreckt und an beiden Seiten mit hohen Bergen eingefaßt ist. Die Stadt, welche von 4 kleinen Flüssen bewässert wird, liegt mehr als 2700 F. über dem Meere und hat durch diese hohe Lage ein angenehmes Klima und eine reine, ge- sunde Luft. Entzückend ist die Aussicht auf das Gebirge, in dem der Silla mit seinen beiden domförmigen Felsengipfeln als höchster Punkt sich erhebt. Die Straßen der Stadt sind in gerader Linie angelegt, breit, gut gepflastert und reinlich und durchschneiden einander in rech- ten Winkeln. Die Hauser, von denen viele hübsche Gärten haben, sind größtentheils nur ein Stock hoch. Gegenwärtig hat Caracas etwa 30,000 E., wahrend vor dem furchtbaren Erdbeben die Zahl der- selben sich auf 50,000 belief. Diefes Erdbeben war 1812 den 26. März, an dem grünen Donnerstage, wo das Volk größtentheils in den Kirchen sich versammelt befand. Nichts schien das drohende Unglück zu verkünden. Die Luft war ruhig und der Himmel wolkenfrei. Sie- den Minnten nach 4 Uhr Nachmittags verspürte man die erste Er- schütterung, welche 5 bis 6 Sekunden anhielt. Unmittelbar darauf folgte eine zweite von 10—12 Sekunden, während welcher der Erd- boden in beständiger Wellenbewegung wie eine Flüßigkeit zu kochen schien. Schon glaubte man die Gefahr vorübergegangen, als sich ein heftiges, unterirdisches Rollen hören ließ. Es glich dem Rollen des Donners, war jedoch stärker. Dem Donner folgte unmittelbar eine senkrechte, 3 bis 4 Sekunden anhaltende Bewegung, welche von einer etwas länger dauernden wellenförmigen begleitet ward. Die Stöße erfolgten in entgegengesetzten Richtungen von N. gegen S. und von O. nach W. Dieser Bewegung von unten nach oben und diesen sich durchkreuzenden Schwingungen vermochte nichts zu wiederstehen. Die Stadt Caracas ward gänzlich zu Grunde gerichtet. Tausende ihrer Bewohner (9—10,000) fanden unter den Trümmern der Kir- chen und Häuser ihr Grab. Noch hatte die Prozession ihren Umgang nicht eröffnet, aber das Hinströmen zu den Kirchen war so groß, daß gegen 3—4000 Personen unter dem Einsturz ihrer Gewölbe erdrückt wurden. Zwei Kirchen, die mehr als 150 F. Höhe hatten und de- ren Schiff durch 12—15 F. dicke Pfeiler getragen ward, lagen in einen Trümmerhaufen verwandelt, der nicht über 6 F. Höhe hatte, und die Zermalmung des Schuttes war so beträchtlich, daß von den Pfeilern und Säulen fast keine Spur mehr kennbar blieb. Ein Ne-

5. Bd. 3 - S. 370

1838 - Eisleben : Reichardt
370 Amerika. gerammt und mit einem einzigen Thore zum Aus- und Einlaß des Viehs verschlossen sind. Wenn die Estancia nichts von Indianern zu befürchten hat, so nimmt man an ihr keine Vertheidigungsanstalten wahr; im entgegengesetzten Falle aber umgiebt eine Mauer oder ein Wall, oder ein tiefer Graben, mit einem oder 2 Geschützen von klei- nem Kaliber besetzt, die mehr dazu dienen, den Feind zu schrecken, als ihm wirklich Schaden zuzufügen, die Estancia, deren Bewohner außerdem mit Schießgewehr und Sabeln jederzeit wohl verfehen sind. Der Estanciero legt neben seiner Wohnung gewöhnlich einen ziemlich schlecht unterhaltenen Garten an, den er mit einigen Baumen, vor- züglich mit Ombus (Art Feigenbäumen) und Psirsichbaumen umpflanzt, die außer den Früchten ihm auch den nöthigen Bedarf von Holz liefern müssen. Ein so mit grünem Laubwerk umgebenes Gebäude erscheint auf den einförmigen und traurigen Steppen der Pampas als eine wahre Oase. Ein reicher Estanciero hingegen wohnt größtentheils in der Stadt und begiebt sich nur dann und wann in die Pampas, um einige Zeit auf seinen Besitzungen zuzubringen. Die Estancia steht wahrend seiner Abwesenheit unter Aufsicht und Leitung eines vertrauten Ver- walters, dem ein Cata paz (Oberhirte) oder mehrere beigegeben sind, um seine Befehle durch die übrigen Peo ns (Knechte oder Unterhirten) vollziehen zu lassen. Letztere stehen in verhaltnißmaßiger Zahl zu den Heerden der Estancia und gewöhnlich rechnet man Einen auf 1000 Stück Vieh. Die Do madores endlich sind mit der Bändigung der Wildfange beschäftigt. Die gesammte Menge Vieh einer Estancia würde nicht lange auf einer und derselben Weide zusammengehalten werden können, ohne sie Hungers sterben zu lassen, auch die Aufsicht würde fast unmöglich seyn. Daher sondert man sie in mehrere einzelne Heer- den, die man über die Estancia vertheilt. Jede dieser Heerden nennt man einen Rodeo, der gewöhnlich aus 3000 Stück besteht, von ei- nem alten Stier geführt wird und jeder seiner Bewegung gehorsam folgt. Man gewöhnt letztern, jeden Abend sich in der Mähe des Hauses einzusi'nden und jede Nacht an derselben Stelle regelmäßig zu- zubringen. Die übrige Heerde ahmt ihm hierin nach und bildet einen weiten Kreis um ihn her, woher sie auch den Namen Nodeo (von rodear, umgeben) erhalten hat. Sobald sich mit Tagesanbruch der Leitstier erhebt und in Marsch fetzt, folgt ihm die ganze Heerde und begleitet ihm auf die Weide. 3 oder 4 Monate reichen gewöhnlich hin, eine Heerde an diese Ordnung zu gewöhnen. Einer der Rodeos bleibt gewöhnlich im Mittelpunkte der Estancia, die übrigen sind auf fast gleiche Entfernungen Vertheilt und stehen unter der Aufsicht eines Eatapaz, der von einer angemessenen Zahl Peo ns begleitet ist, die auf der angewiesenen Weide ihre Ranchos aufschlagen. Den Peons liegt vorzüglich ob, darauf 'Acht zu geben, daß .'die Thiere sich nicht verlaufen. Von Sonnenaufgang bis in die Nacht hüten

6. Bd. 3 - S. 113

1838 - Eisleben : Reichardt
Britlisches N ordamerika. 113 ihren Glanz behalten. Sie wird in die obere und in die untere Stadt, (jede hat wieder ihre Vorstädte) abgetheilt; letztere ist am Fuße des Vorgebirges, beinahe mit dem Wasser des St. Lorenz gleich, zwi- schen dem Vorgebirge und dem St. Lorenz eingezwängt, auf einem künstlichen Boden, auf einem Damme erbaut, der vom Vorgebirge bis ans Ufer 720 F. breit ist. Die im alten Styl aus Steinen auf- geführten 2—3 Stockwerk hohen Hauser bilden enge, dumpfige Stra- ßen. Aus dieser untern Stadt in die obere führt - eine gewundene, ungemein steile Straße, die von gut gerichteten Kanonen bestrichen wird, und sich auf einer Höhe von 200 F. über dem Flusse, an den Stadtwallen oder bei den sogenannten „halsbrechenden Stufen" endigt, wo die obere Stadt beginnt, die durch eine auf den Felsen gebaute Mauer in der Form eines Hornwerks, von der untern Stadt getrennt wird. Durch diese Mauer geht ein Thor, mit einer Wache besetzt, deren Wachtstube gerade über dem Thore ist und vermittelst Zinnen den Eingang vertheidigt. Zur Bequemlichkeit der Fußgänger ist neben dem Thore eine Thüre, durch welche man an einer hölzernen Treppe in die obere Stadt gelangt. Diese breitet sich bedeutend westlich, dem Abhange des Vorgebirges entlang und dasselbe aufwärts, 100 bis 120 F. von seinem Gipfel aus. Auch hier sind die Straßen enge und unregelmäßig. Auf dem höchsten Punkte des Vorgebirges Dia- mond steht die Citadelle, welche mit starken Wällen, die mit einer großen Zahl von'kanonen besetzt sind, umgeben ist und in Verbin- dung mit einer furchtbaren Linie einzelner stark befestigter Werke, einen Flächenraum von 40 Acker einnimmt, bombenfeste Kasematten für 5000 Mann enthält und als uneinnehmbar betrachtet wird, so daß man Quebec als eine Festung ersten Ranges, als ein zweites Gibral- tar und mit Recht als den Schlüssel zur Eroberung sowohl Ober- als Untercanadas ansieht. In den nächsten Umgebungen liegen der Flecken Beauport mit der großen Sägemühle, die 85 Sägen hat, worunter 5 kreisförmige und jenseit des St. Lorenz das Dorf Point Levi, in dessen Nähe der Fluß Chaudière einen 100 F. hohen und 240 F. breiten Wasserfall macht. Ein anderer in der Umgebung Quebecs befindlicher Wasserfall wird von dem Flusse Montmorenci, nahe bei seiner Mündung in den St. Lorenz gemacht. Dieser Fluß, der sich durch eine waldige Gegend hinzieht, ist nicht sehr bedeutend, ausgenommen im Frühjahre und Herbste, wenn er durch das Schmelzen des Schnees und starke Regengüsse außerordentlich anschwillt. In der Nähe des Falls senkt sich das Bette etwas und giebt dadurch dem daselbst 48 bis 60 F. breiten Flusse eine bedeutende Fallkraft, so daß er sich über den Rand des senkrechten Felsens 250 F. in den Abgrund hinuntev- stürzt und einen prächtigen Wasserfall bildet, der beinahe so weiß als Schnee ist. Aus dem Abgrunde erhebt sich ein ungeheurer, wellen- förmiger Schaum, welcher das schönste Farbenfpiel gewährt, wenn er Cannabich's Hülfsbuch. Hi. Band. 8

7. Bd. 3 - S. 158

1838 - Eisleben : Reichardt
158 Amerika. auch die herrschende geworden, alle Staats- und gerichtlichen Verhand- lungen geschehen nur in der Englischen Sprache, und alle Verord- nungen werden in derselben abgefaßt. Sie ist die Sprache des ge- meinen Lebens und wird daher von den meisten andern eingewanderten Europäern verstanden und gesprochen, indem diese gewöhnlich sich in einer Reihe von Jahren ihrer Muttersprache entwöhnen. Die Anglo-Amerikaner haben nicht den gleichförmigen Charakter, den man bei denjenigen Nationen bemerkt, welchen die Zeit und das lange Bestehen von Einrichtungen ein eignes Gepräge gegeben haben. Ihre Physiognomie ist überhaupt so mannigfaltig, als ihr Ursprung verschieden ist. Der Franzose, der Irländer, der Engländer, der Schott- lander, der Deutsche, der Schweizer rc. haben jeder hier in ihrem neuen Vaterlande einige Spuren von dem Gepräge behalten, welches ihrem ersten Vaterlande angehört. Es ist jedoch ein großer Unterschied zwi- schen den Bewohnern der Seestädte und der Städte des Innern. Die erstem gleichen völlig den Bürgern der großen Europäischen Städte und zeigen allen Luxus einer hoch gestiegenen Civilisation. Die Ein- wohner des Innern, die ein Landleben führen, genießen das Glück, welches die Ausübung der gesellschaftlichen Tugenden in ihrer Reinheit verschaffen muß; denn da herrscht eheliches Glück, und eheliche Untreue ist beinahe unbekannt, Ehescheidungen ungewöhnlich, das väterliche Ansehen wird heilig gehalten, und Bettelei und Diebstahl sind äußerst selten. Eine von den Eigenschaften, welche am meisten diesen Theil der Bevölkerung auszeichnet, ist die Menschenfreundlichkeit und das Mitleiden gegen den Unglücklichen, fo wie Gastfreundschaft gegen den Fremden. Wer sich aber die Amerikanischen Landbewohner etwa wie Deutsche Bauern dächte, würde sehr irren, und es ist in Kleidung und im Benehmen fast kein Unterschied zwischen dem Städter und dem Landbewohner. Überhaupt findet in den Vereinigten Staaten der Unterschied zwi- schen Städten, Marktflecken, Dörfern rc. wie in Europa nicht Statt. Alle Ortschaften (die einzelnen Landwirthschaften, Farms, ausge- nommen) sind im Grunde Städte, jedoch ohne Mauern und ohne besondere Vorrechte. Sie sind regelmäßig angelegt, und neue Städte schießen, wofern die Lage Vortheilhaft genug ist, oft wie die Pilze em- por, und manche neu angelegte Stadt, die im Anfange aus wenigen Häusern besteht, erscheint schon nach wenigen Jahren als ein blühen- der Ort mit einer Bevölkerung von mehreren tausend Seelen *). Das flache Land hat keine geschlossenen Dörfer, wie man sie in Europa findet, sondern Townships (Taunschipps) d. h. eine Anzahl von Pflanzungen, die einen Raum von etwa 1£ Um. einnehmen. Auf *) Von dem schnellen Aufblühen der Städte führen wir nur als Beispiel die Stadt Buffalo an, die am Eriesee liegt, 1812 noch ein ganz unbedeutender Ort war, und jetzt schon 12—20,000 E. hat.

8. Bd. 3 - S. 305

1838 - Eisleben : Reichardt
305 Col ombi sch e Republiken. giment Soldaten, das in der großen Kaserne unter den Waffen stand und eben sich zur Prozession begeben sollte, ward, mit Ausnahme weniger Einzelner, unter den Trümmern dieses großen Gebäudes ver- schüttet. Neun Zehntheile der schönen Stadt Caracas wurden gänzlich zerstört. Wenn die Zahl der Todten in dieser Stadt auf 9—10,000 be- rechnet wird, so sind dabei die Unglücklichen noch nicht in Anschlag gebracht, welche schwer verwundet, nach Monaten erst, aus Mangel an Nahrung und Pflege umkamen. Die Nacht vom Donnerstag auf den Charfreitag bot den Anblick eines unsäglichen Jammers und Un- glücks dar. Mütter trugen Kinderleichen im Arm, durch die Hoff- nung getauscht, sie wieder ins Leben zu rufen. Jammernde Familien durchzogen die Stadt, um einen Bruder, einen Gatten, einen Freund zu suchen, dessen Schicksal unbekannt war und den man im Gedränge verloren glauben konnte. Man drängte sich in den Straßen, die an Trümmer- und Schutt-Reihen einzig noch kennbar waren. Alles Unglück, das in den großen Jammerszenen von Lissabon und Messina (B. I, S. 108 und 465) erlebt worden war, wiederholte sich an dem Schreckenstage des 26. Marz 1812 zu Caracas. Bogota, sonst Santa Fe de Bogota, die Hauptstadt der Republik Neugranada, liegt auf einer 8000 F. über dem Meere er- habenen Hochebene der östlichen Andenkette, am Fuße zweier Berge, des Montserrat und Guadelupe, welche auf ihren Gipfeln Klöster tra- gen, und genießt durch ihre hohe Lage ein gesundes, erfrischendes Klima, welches den Anbau aller Europäischen Getreidearten gestattet, die im Jahre zweimalige Erndte geben. Diese Hochebene von Bogota, von N. nach S. 9| M. lang und fast 5 M. breit, ringsum von Ber- gen umgeben, gewahrt den Anblick einer fast ganz wagerechten Ebene. Diese Stadt, von 40,000 Menschen bewohnt, hat einen großen Um- fang, (da sie sehr viele Garten und Klöster einschließt), in rechten Winkeln einander sich durchschneidende Straßen, die gerade und mit Trottoirs versehen sind, und meistens einstöckige Hauser, mit außer- ordentlich starken Mauern und selten mit Glasfenstern. Die häufigen Erdbeben sind die Ursache, daß man die Häuser von so geringer Höhe erbaut. Um den innern Hof der Hauser zieht sich gewöhnlich eine Gallerie. Die größte und schönste Straße ist die Königs- oder je- tzige Republikanerstraße, welche sich an dem schönsten Platze der Stadt endigt, auf welcher die 1814 erbaute prächtige Kathedrale, die aber bei dem furchtbaren Erdbeben 1827 zerstört wurde, das schöne Regierungsgebäude und das Zollhaus stehen. Auf diesem Platze wird alle Freitage Markt gehalten, der durch das bunte Gewühl der mit Einkäufen und Verkaufen beschäftigten Kreolen, Mulatten, Mestizen, Indianer und Neger, und durch die Mannigfaltigkeit von Waaren, namentlich der Gemüse und Baumfrüchte dem Fremden ein interessan- tes Schauspiel darbietet. Cannabich's Hülfsbüch. Iii. Band. 20

9. Bd. 2 - S. 949

1837 - Eisleben : Reichardt
Madagaskar. 949 serer Befestigungskunst aufgeworfen und mit Englischen Kanonen be- setzt. Die Gesandtschaft und ihr Gefolge wurden salutirt. Schwarz- braunes, halbnacktes Madegasfisches Militär, ziemlich gut exercirt und durchaus mit Europäischen Waffen versehen, schwenkte vor uns auf, und wir erblickten mehrere Engländer darunter. Die Truppen, viele hundert Mann, feuerten ziemlich regelmäßig ihre Gewehre ab, als wir vorbeiritten. Pallisaden mit Graben machen inzwischen noch die Um- fangsbefestigung der Hauptstadt Tannanariva aus, welche nahe an >80,000 Menschen fassen mag. Rn der Residenz des Königs, welche einen eignen Theil der Stadl einnimmt, noch weit starker befestigt und mit Verschanzungen, Graben, Pallisaden, Mauern und Zugbrücken ge- deckt ist, wurden wir, sämmtlich in unserm besten Staate, auf die un- mittelbare Antritts-Audienz vorbereitet, abermals empfangen, eingeführt, von dem Gedränge eines staunenden Volks begafft, von den Kanonen des königlichen Forts salutirt, und zogen hierauf, von einem Zuge des mitgebrachten Englischen Militärs gedeckt, in den großen Vorhof hinein. Hier empfing uns der Bruder des Königs mit großem Gefolge und Gepränge und führte uns in den Audienzsaal. Allein wie erstaunte ich, als ich mich in dem Prunkzimmer eines Europäischen, und nicht eines Madagascarischen Königs erblickte; auf ein solches Schauspiel war ich nicht vorbereitet. Ölgemälde und Kupferstiche in Glasrahmen an den Wänden, große Wandspiegel rings herum in vergoldeten Ein- fassungen, Wand- und Armleuchter von Gold, herabhangende Kron- leuchter von der geschmackvollsten antiken Arbeit, Vorhänge von Seide und Gold und von den theuersten Stoffen, Fußteppiche auf dem schön- sten ausgelegten Fußboden, die ausgesuchteste und herrlichste Tischler- arbeit aus England, mit Gold und Silber beschlagen, von Bronze ge- gossene und alabasterne Statuen in den Nischen und auf den Gestel- len, Spiegelgläser in den Fenstern, kurz eine von mir nie gesehene Pracht machte mich staunend. Der König Nadama saß auf seinem Throne einfach gekleidet und von seinem prunkenden, reichen Hofstaate umgeben. ^Deine Physiognomie war höchst anziehend, ausdrucksvoll und gebildet." Nachdem die Brittifche Gesandtschaft, nach einem Aufenthalte von 14 Tagen, Tannanariva wieder verlassen hatte, blieb Hilsenberg nebst noch einem Begleiter zurück, um Naturalien zu sammeln, und genoß der freundlichsten Behandlung von Seiten des Königs. Sie machten häufige Exkursionen in die nähere und fernere Umgegend und sammel- ten viele Naturmerkwürdigkeiten, indem sogar der König Leute auf die Jagd ausschickte, welche ihnen die bekannten und ausgezeichnetsten Vö- gel und andere Thiere schossen oder singen und sie theils todt, theils lebendig brachten. 8 Monate hielt sich Hilsenberg in Madagascar auf. „ Madegassen, Malgaschen ist der Name, welchen die Euro- päer im Allgemeinen sämmtlichen Eingebornen der Insel beilegen. Auf der Insel selbst aber nennt man nur die Bewohner der Dstküste Mal-

10. Bd. 2 - S. 131

1837 - Eisleben : Reichardt
Osmanisches Reich. 131 einnehmen, so bietet dagegen die Ankunft zur See, besonders wenn man von dem Bosporus herkommt, eine über alles herrliche Ansicht dieser Stadt dar, und zu beiden Seiten des Bosporus gewahrt die fast ununterbrochene Reihe von Landhäusern und Dörfern, die fast ein zusammenhangendes Dorf bilden, einen ungemein anmuthigen Anblick. Allein das Innere der Stadt entspricht keinesweges dem Vortheilhaften Eindruck den ihr Anblick von der Seefeite her auf die Reifenden macht. Die Straßen sind meistens enge, winklich und zwar gepflastert, aber schlecht unterhalten, und diese werden dadurch noch mehr verengt und ver- dunkelt, daß die Türken die obern Stockwerke ihrer Häuser immer über die untern hinweg zu bauen pflegen, so daß oben oft nicht 3 F. Raum zwi- schen denselben bleibt. Die Hauser sind fast alle auf dieselbe Art erbaut. Eine steinerne Wand erhebt sich 4 bis 5 F. über die Grundmauern, worauf ein hölzernes Gebäude von 2 Stockwerken ruhet. Alle Woh- nungen in einem Quartiere haben gewöhnlich gleiche Höhe, damit man nicht von dem Dache der einen in die feines Nachbars sehen könne. Die meisten Häuser sind außen roth angestrichen und mit röthlichen Hohlziegeln gedeckt. Es ist allgemein bekannt, wie häufig die Feuers- brünste in dieser Hauptstadt sind; kein Jahr vergeht, wo nicht irgend ein Theil der Stadt von den Flammen verheert wird. Immer aber baut man die Häuser wieder auf die nämliche, eine Feuersbrunst begün- stigende Weise. „Jedes Haus in Stambul, sagt ein Türkisches Sprichwort, hätte mit goldenen Nägeln gezimmert werden können, wenn man alles Geld beisammen hätte, was die Wiedererbauung eines jeden nach den vielen Feuersbrünsten gekostet hat." In neuern Zei- ten jedoch sind die Straßen gereinigt, und eine thätige Polizei wacht über die Stadt und nirgends sieht man mehr jene Haufen von Schutt und Koth, die fönst die Straßen versperrten. Das ganze Leben und Treiben auf den Straßen unterscheidet sich unendlich von dem, was wir in den großen Europäischen Städ- ten zu sehen gewohnt sind. Nicht nur die Neuheit und Mannigfal- tigkeit des Kostüms, die Bärte, das Achtung gebietende im Äußern selbst des gemeinen Mannes ist hier höchst auffallend, sondern mehr noch die große Ruhe und Stille, die überall und am meisten da zu herrschen pflegt, wo die dichtesten Volksmassen sich bewegen. Der ernste Muselmann, wortkarg und wenig gesprächig, bietet selbst seinen Gruß nur mit einem freundschaftlichen oder ehrfurchtsvollen Zeichen feiner Hand, und die Weiber, die sonst die meiste Fertigkeit der Zunge besitzen, spielen im öffentlichen Leben hier meist eine ganz stumme Rolle. So vernimmt man oft in einer langen volkbelebten Straße, wo Taufende von Menschen durch einander wogen, nichts als das Geschlürft der Pantoffeln, der gewöhnlichen Fußbekleidung der beiden Geschlechter. Alles Geräusch von Wagen und Pferden, das in unfern Städten oft das Gehör betäubt, fallt hier ganz weg, da die engen Straßen kaum 2 Pferden Raum zum Ausweichen bieten, viel weni- 9 *
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