Vorbegriffe.
29
Verschiedenheit der Menschen in der Lebensart
und Bildung.
§. 48. In Rücksicht der Lebensart theilen sich die
Menschen nach der Art, wie sie sich ihren Unterhalt
verschaffen, in solche die entweder von der Zagd und
Fischerei, oder von der Viehzucht, oder von dem Acker--
bau leben, — und nach der Art ihre Wohnung in
solche, die keine festen Wohnungen haben, sondern ge-
wöhnlich mir ihren Viehheerden herumziehen (Noma-
den), oder in solche, die feste Wohnungen besitzen (An-
sässige), mit dem Unterschiede, daß diese entweder in
bloßen Hütten oder Häusern bestehen. —
Zn Hinsicht der Kultur oder Bildung giebt es
Wilde, die bloßvonzagdundfischereileben,Halb-
kultuvirre oder Barbaren, die hauptsächlich Vieh,
zucht treiben, und Gebildete, Civilisirte, welche
nicht allein Ackerbau, sondern auch Handwerke, Fabri-
ken, Handel, Künste und Wissenschaften unterhalten.
Eine kleinere oder größere Anzahl von Wohnun,
gen oder Häusern nennt man entweder Weiler oder
Dorf (beide gewöhnlich von Bauern bewohnt), oder
Flecken, auch Marktflecken (wo nicht bloß Dauern,
sondern auch Handwerker und Kaufleute wohnen), oder
Städte, die oft mit Mauern und Thoren versehen
sind, und deren Einwohner Bürger heißen und sich
hauptsächlich von Handwerken, Fabriken und Handel
ernähren. Vorstadt ist eine Anzahl von Häusern,
die außerhalb der Stadtmauern oder Stadtthore liegen.
Hauptstädte heißen Städte, wo die höchsten obrig-
keitlichen Beamten ihren Sitz haben; Residenzstädte,
wo der Landesherr seinen gewöhnlichen Aufenthalt hat,
Bergstädte, deren Einwohner sich vornehmlich vom
Bergbau (Gewinnung der Mineralien) ernähren; Han-
delsstädte, wo das vorzüglichste Gewerbe der Handel
und Seestädte, wo, durch die Lage am Meere, das
vorzüglichste Gewerbe der Seehandel ist. Feste Städte
und Festungen nennt man Oerter, die mit Mauern,
Graben, Wällen und andern Festungswerken versehen sind.
Was die Gewerbe der Menschen betrifft: so giebt
es 3 Klassen, die erzeugende (producirende),
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner]]
TM Hauptwörter (200): [T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T165: [Kunst Wissenschaft Handel Gewerbe Bildung Land Stadt Schule Zeit Volk], T185: [Jagd Viehzucht Bewohner Ackerbau Jäger Fischfang Wald Fischerei Krieg Land], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T188: [Handel Industrie Ackerbau Land Viehzucht Bewohner Gewerbe Bevölkerung Stadt Bergbau]]
122
1521—1525 Erster Krieg zwischen Karl V. und Franz I.
Letzterer strebte nach dem Besitze öon Neapel, verlor aber
Mailand, welches er 1515 durch die Schlacht bei Ma
rignano gewonnen hatte, durch die unglückliche Schlacht
bei Pavia 1525. Er selbst wird gefangen. Schon
vorher wird der tapfere Bayard i der Ritter ohne Furcht
und Tadel) gefallen und der beleidigte Connetable Karl
von B o n r b o n zuin Kaiser übergegangen.
Im Frieden zu Madrid mußte Franz Italien ent-
sagen , hielt aber nach seiner Freilassung den Vertrag
nicht.
1524—1525 Der Bauernkrieg
Aufstand der Bauern am Rhein und in Schwaben, wel-
che Luthers Lehre von der evangelischen Freiheit falsch deu-
teten. Die forderten in den 12 Artikeln Verbesserung ih-
rer allerdings bedrängten Lagev), versprachen aber dieje-
nigen ihrer Forderungen, die gegen Gottes Wort wären,
aufzugeben. Da sie nirgends Gehör fanden, begingen sie
arge Gewaltthaten, besonders unter Georg Metzler im
Odenwald, w) Einer ihrer Anführer war der Ritter
Götz von B erlich in gen mit der eisernen Hand.x)
Der Aufstand wurde durch den Grafen Georg Truch-
seß v o u W a l d b u r g mit Grausamkeit unterdrückt.
Auch Luther will nichts von Schonung wissen.
Gleichzeitig Bauernaufruhr in Thüringen unter
Thomas Münzer, der sogar Gütergemeinschaft ein-
führen will. Er wird bei Frankenhausen geschlagen^)
und hingerichtet.
1525 Tod Friedrichs des Weisen.
Auf ihn folgte sein Bruder Johann der Beständige
(nur bis 1532), dann Johann Friedrich dergroß-
müthige bis 1547, worauf die Kurwürde der er ne st i-
nischen Linie entrissen und an die albertiuische
(Moritz) gegeben wird.
1525 Der Ordensstaat Preußen wird ein lutherisches
Herzogthum.
Das Ute Jahrh. war die glänzendste Zeit des deutschen
Ordens; aber die Niederlage bei Tanuenberg gegen
die Polen (1410) brach seine Macht ans immer. Im
v) Z. B. Wahl der Pfarrer, Aufhebung der Leibeigenschaft, freies
Jagdrecht.
w) Graf Helfenstein nach der Eroberung von Weinsberg in die Spieße
gejagt, wobei ein Pfeifer aufspielt. (Dieser wird später verbrannt.)
x) Dieselbe ist noch jetzt auf dem «schlosse Jaxthausen vorhanden. In-
teressant ist die Selbstbiographie Götzens.
y) Der Regenbogen. Tödtnng des Herolds. Münzers Feigheit.
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
TM Hauptwörter (100): [T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen]]
TM Hauptwörter (200): [T97: [Heinrich Herzog Graf Erzbischof König Grafe Kaiser Stadt Herr Mainz], T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T161: [Luther Wittenberg Jahr Martin Freund Wartburg Universität Melanchthon Kurfürst Worms], T177: [Volk Recht Gesetz Freiheit Land Strafe Mensch Gewalt Leben Staat], T197: [Italien Mailand Stadt Rom Venedig Neapel Republik Kaiser Genua Sardinie]]
Extrahierte Personennamen: Karl_V. Karl_V. Franz_I. Bayard Karl
von_B Karl Franz_Italien Franz Georg_Metzler Georg_Truch- Thomas_Münzer Friedrichs Johann Johann_Friedrich_dergroß- Johann Friedrich Moritz Ute_Jahrh Götzens
115 -
1525 heiratete Luther die Katharina von Bora, eine ehemalige Nonne.
15211525 Erster Krieg zwischen Karl V. und Franz I.
Franz I. strebte nach dem Besitze von Neapel verlor aber Mailand, welches er 1515 durch die Schlacht bei Mang-nano gewonnen hatte, durch die unglckliche Schlacht der Pavia 1525. Er selbst wird gesangen. Schon vorher war der tapfere Bayard (der Ritter ohne Furcht und Tadel) gefallen und der beleidigte Connetable Karl von Bourbon zum Kaiser bergegangen.
^m Frieden zu Madrid mute Franz auf Italien und das Herzogtum Burgund verzichten, war aber im voraus entschlossen, nach feiner Freilassung den Vertrag nicht zu halten.
15241525 Der Bauernkrieg. ?
Ausstand der Bauern am Rhein und m Schwaben welche Suchers Lehre von der evangelischen Freiheit weltlich den-teten Sie forderten in den 12 Artikeln ) Verbesserung ihrer allerdings bedrngten Lage, versprachen aber dieiemgen ihrer Forderungen, die gegen Gottes Wort waren, aus-zugeben. Da sie nirgends Gehr sanden. begingen sie arg- Gewaltthaten, besonders unter Georg Metzler Nn Odenwalde-), Kurze Zeit fhrte sie auch der Ritter Gtz von Berlichingen mit der eisernen Hand >. Der Ausstand wurde durch den Grasen Georg Truchse von Waldburg, den Feldhauptmann des schwbischen Bundes, mit Grausamkeit unterdruckt. Auch Luther will nichts von Schonung wiffen . .
Gleichzeitig Bauernaufruhr m Thringen unter Thomas Mnzer, der fogar Gtergemeinschaft em-fhren will. Er wird 1525 bei Frankenhaufen ge-fchlagen und in Mhlhaufen hingerichtet.
1525 Tod Friedrich des Weifen. i
Auf ihn folgte fein Bruder^ohann der Bestandige (nur bis 1532), dann Iohann Friedrich der Gro-m tig e bis 1547, worauf die Kurwrde der ^ rn e st in i f ch e n Linie entriffen und an die Albertinische (Moritz) gegeben wurde. (S. d. fchmalkaldifchen 1525 Der Ordensstaat Preutzen wird ein^lutherisches Herzogtum unter polnischer Oberlehnsherrschaft.
Z. B. Wahl der Pfarrer. Aufhebung der Leibeigenschaft, freies Jagdrech^ra^ ^en|tein ^ach der Eroberung von Weinsberg in die Spiee
"uf dem Schlosse Imhausen vorhanden. Interessant die Selbstbiographie von Gtze.
TM Hauptwörter (50): [T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T47: [Friedrich Wilhelm Kaiser König Iii Kurfürst Jahr Preußen Brandenburg Johann]]
TM Hauptwörter (100): [T96: [Ludwig Karl König Frankreich Kaiser Xiv Napoleon Krieg Franz Italien], T37: [Friedrich Brandenburg Heinrich Herzog Sachsen Land Albrecht Kaiser Mark Johann], T73: [Stadt Schloß Augsburg Grafe Nürnberg Reichsstadt Bischof Sitz Regensburg Fürst], T58: [Kloster Jahr Mönch Kirche Schweiz Bischof Abt Zürich Bonifatius Bern], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T55: [Friedrich Kaiser Kurfürst Herzog Sachsen Johann Karl Land Bayern Wilhelm], T197: [Italien Mailand Stadt Rom Venedig Neapel Republik Kaiser Genua Sardinie], T161: [Luther Wittenberg Jahr Martin Freund Wartburg Universität Melanchthon Kurfürst Worms], T4: [Orden Ritter Peter Kreuzzug Land Jahr Jerusalem Johanniter Arnold Frankreich], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit]]
Extrahierte Personennamen: Katharina_von_Bora Karl_V. Karl_V. Franz_I. Franz_I. Bayard Karl_von_Bourbon Karl Franz Franz Georg_Metzler Georg_Truchse_von_Waldburg Thomas_Mnzer Friedrich Friedrich Friedrich_der_Gro-m Friedrich Moritz
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
304
Amerika.
als Wilde betrachtet werden. Um ihre Berauschung bis zu einer Art
Wuth zu treiben, in welcher sie dann die ärgsten Ausschweifungen,
Mordthaten, Menschenfcaß rc. begehen, bereiten sie aus der Acacia
Niopo ein Schnupfpulver, welches Wahnsinn und Betäubung her-
vorbringt.
Caracas, die Hauptstadt der Republik Venezuela, hat eine
malerische Lage, am Fuße des 8100 F. hohen Pico de Silla, in ei-
nem der herrlichen Thäler von Aragua, das sich 3 M. von W. nach
O. in der Cordillera von Venezuela erstreckt und an beiden Seiten
mit hohen Bergen eingefaßt ist. Die Stadt, welche von 4 kleinen
Flüssen bewässert wird, liegt mehr als 2700 F. über dem Meere und
hat durch diese hohe Lage ein angenehmes Klima und eine reine, ge-
sunde Luft. Entzückend ist die Aussicht auf das Gebirge, in dem der
Silla mit seinen beiden domförmigen Felsengipfeln als höchster Punkt
sich erhebt. Die Straßen der Stadt sind in gerader Linie angelegt,
breit, gut gepflastert und reinlich und durchschneiden einander in rech-
ten Winkeln. Die Hauser, von denen viele hübsche Gärten haben,
sind größtentheils nur ein Stock hoch. Gegenwärtig hat Caracas
etwa 30,000 E., wahrend vor dem furchtbaren Erdbeben die Zahl der-
selben sich auf 50,000 belief. Diefes Erdbeben war 1812 den 26.
März, an dem grünen Donnerstage, wo das Volk größtentheils in den
Kirchen sich versammelt befand. Nichts schien das drohende Unglück
zu verkünden. Die Luft war ruhig und der Himmel wolkenfrei. Sie-
den Minnten nach 4 Uhr Nachmittags verspürte man die erste Er-
schütterung, welche 5 bis 6 Sekunden anhielt. Unmittelbar darauf
folgte eine zweite von 10—12 Sekunden, während welcher der Erd-
boden in beständiger Wellenbewegung wie eine Flüßigkeit zu kochen
schien. Schon glaubte man die Gefahr vorübergegangen, als sich ein
heftiges, unterirdisches Rollen hören ließ. Es glich dem Rollen des
Donners, war jedoch stärker. Dem Donner folgte unmittelbar eine
senkrechte, 3 bis 4 Sekunden anhaltende Bewegung, welche von einer
etwas länger dauernden wellenförmigen begleitet ward. Die Stöße
erfolgten in entgegengesetzten Richtungen von N. gegen S. und von
O. nach W. Dieser Bewegung von unten nach oben und diesen
sich durchkreuzenden Schwingungen vermochte nichts zu wiederstehen.
Die Stadt Caracas ward gänzlich zu Grunde gerichtet. Tausende
ihrer Bewohner (9—10,000) fanden unter den Trümmern der Kir-
chen und Häuser ihr Grab. Noch hatte die Prozession ihren Umgang
nicht eröffnet, aber das Hinströmen zu den Kirchen war so groß, daß
gegen 3—4000 Personen unter dem Einsturz ihrer Gewölbe erdrückt
wurden. Zwei Kirchen, die mehr als 150 F. Höhe hatten und de-
ren Schiff durch 12—15 F. dicke Pfeiler getragen ward, lagen in
einen Trümmerhaufen verwandelt, der nicht über 6 F. Höhe hatte,
und die Zermalmung des Schuttes war so beträchtlich, daß von den
Pfeilern und Säulen fast keine Spur mehr kennbar blieb. Ein Ne-
TM Hauptwörter (50): [T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T12: [Wasser Luft Erde Höhe Körper Fuß Dampf Bewegung Druck Gewicht], T52: [Mensch Leben Volk Gott Geist Zeit Religion Mann Glaube Herz]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T178: [Rio Peru Hauptstadt Republik Stadt Brasilien San Südamerika Land Chile], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Extrahierte Personennamen: 3_M._von_W._nach
O.
Extrahierte Ortsnamen: Amerika Acacia
Niopo Caracas Venezuela Caracas Caracas
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
370
Amerika.
gerammt und mit einem einzigen Thore zum Aus- und Einlaß des
Viehs verschlossen sind. Wenn die Estancia nichts von Indianern zu
befürchten hat, so nimmt man an ihr keine Vertheidigungsanstalten
wahr; im entgegengesetzten Falle aber umgiebt eine Mauer oder ein
Wall, oder ein tiefer Graben, mit einem oder 2 Geschützen von klei-
nem Kaliber besetzt, die mehr dazu dienen, den Feind zu schrecken,
als ihm wirklich Schaden zuzufügen, die Estancia, deren Bewohner
außerdem mit Schießgewehr und Sabeln jederzeit wohl verfehen sind.
Der Estanciero legt neben seiner Wohnung gewöhnlich einen ziemlich
schlecht unterhaltenen Garten an, den er mit einigen Baumen, vor-
züglich mit Ombus (Art Feigenbäumen) und Psirsichbaumen umpflanzt,
die außer den Früchten ihm auch den nöthigen Bedarf von Holz
liefern müssen. Ein so mit grünem Laubwerk umgebenes Gebäude
erscheint auf den einförmigen und traurigen Steppen der Pampas als
eine wahre Oase.
Ein reicher Estanciero hingegen wohnt größtentheils in der Stadt
und begiebt sich nur dann und wann in die Pampas, um einige
Zeit auf seinen Besitzungen zuzubringen. Die Estancia steht wahrend
seiner Abwesenheit unter Aufsicht und Leitung eines vertrauten Ver-
walters, dem ein Cata paz (Oberhirte) oder mehrere beigegeben sind,
um seine Befehle durch die übrigen Peo ns (Knechte oder Unterhirten)
vollziehen zu lassen. Letztere stehen in verhaltnißmaßiger Zahl zu den
Heerden der Estancia und gewöhnlich rechnet man Einen auf 1000
Stück Vieh. Die Do madores endlich sind mit der Bändigung der
Wildfange beschäftigt. Die gesammte Menge Vieh einer Estancia würde
nicht lange auf einer und derselben Weide zusammengehalten werden
können, ohne sie Hungers sterben zu lassen, auch die Aufsicht würde
fast unmöglich seyn. Daher sondert man sie in mehrere einzelne Heer-
den, die man über die Estancia vertheilt. Jede dieser Heerden nennt
man einen Rodeo, der gewöhnlich aus 3000 Stück besteht, von ei-
nem alten Stier geführt wird und jeder seiner Bewegung gehorsam
folgt. Man gewöhnt letztern, jeden Abend sich in der Mähe des
Hauses einzusi'nden und jede Nacht an derselben Stelle regelmäßig zu-
zubringen. Die übrige Heerde ahmt ihm hierin nach und bildet einen
weiten Kreis um ihn her, woher sie auch den Namen Nodeo (von
rodear, umgeben) erhalten hat. Sobald sich mit Tagesanbruch der
Leitstier erhebt und in Marsch fetzt, folgt ihm die ganze Heerde und
begleitet ihm auf die Weide. 3 oder 4 Monate reichen gewöhnlich
hin, eine Heerde an diese Ordnung zu gewöhnen. Einer der Rodeos
bleibt gewöhnlich im Mittelpunkte der Estancia, die übrigen sind auf
fast gleiche Entfernungen Vertheilt und stehen unter der Aufsicht eines
Eatapaz, der von einer angemessenen Zahl Peo ns begleitet ist,
die auf der angewiesenen Weide ihre Ranchos aufschlagen. Den
Peons liegt vorzüglich ob, darauf 'Acht zu geben, daß .'die Thiere
sich nicht verlaufen. Von Sonnenaufgang bis in die Nacht hüten
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T30: [Tier Vogel Mensch Pferd Hund Fisch Thiere Nahrung Eier Wasser], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T54: [Haus Feld Bauer Dorf Pferd Stadt Vieh Land Wald Mensch], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T27: [Erde Linie Punkt Breite Länge Kreis Ort Meile Winkel Meridian], T23: [Stadt Feind Tag Heer Mauer Mann Lager Nacht Kampf Soldat]]
TM Hauptwörter (200): [T185: [Jagd Viehzucht Bewohner Ackerbau Jäger Fischfang Wald Fischerei Krieg Land], T13: [Baum Wald Feld Wiese Garten Gras Winter Mensch Sommer Haus], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
Britlisches N ordamerika.
113
ihren Glanz behalten. Sie wird in die obere und in die untere
Stadt, (jede hat wieder ihre Vorstädte) abgetheilt; letztere ist am Fuße
des Vorgebirges, beinahe mit dem Wasser des St. Lorenz gleich, zwi-
schen dem Vorgebirge und dem St. Lorenz eingezwängt, auf einem
künstlichen Boden, auf einem Damme erbaut, der vom Vorgebirge
bis ans Ufer 720 F. breit ist. Die im alten Styl aus Steinen auf-
geführten 2—3 Stockwerk hohen Hauser bilden enge, dumpfige Stra-
ßen. Aus dieser untern Stadt in die obere führt - eine gewundene,
ungemein steile Straße, die von gut gerichteten Kanonen bestrichen
wird, und sich auf einer Höhe von 200 F. über dem Flusse, an den
Stadtwallen oder bei den sogenannten „halsbrechenden Stufen" endigt,
wo die obere Stadt beginnt, die durch eine auf den Felsen gebaute
Mauer in der Form eines Hornwerks, von der untern Stadt getrennt
wird. Durch diese Mauer geht ein Thor, mit einer Wache besetzt,
deren Wachtstube gerade über dem Thore ist und vermittelst Zinnen
den Eingang vertheidigt. Zur Bequemlichkeit der Fußgänger ist neben
dem Thore eine Thüre, durch welche man an einer hölzernen Treppe
in die obere Stadt gelangt. Diese breitet sich bedeutend westlich,
dem Abhange des Vorgebirges entlang und dasselbe aufwärts, 100 bis
120 F. von seinem Gipfel aus. Auch hier sind die Straßen enge
und unregelmäßig. Auf dem höchsten Punkte des Vorgebirges Dia-
mond steht die Citadelle, welche mit starken Wällen, die mit einer
großen Zahl von'kanonen besetzt sind, umgeben ist und in Verbin-
dung mit einer furchtbaren Linie einzelner stark befestigter Werke, einen
Flächenraum von 40 Acker einnimmt, bombenfeste Kasematten für
5000 Mann enthält und als uneinnehmbar betrachtet wird, so daß
man Quebec als eine Festung ersten Ranges, als ein zweites Gibral-
tar und mit Recht als den Schlüssel zur Eroberung sowohl Ober- als
Untercanadas ansieht.
In den nächsten Umgebungen liegen der Flecken Beauport mit
der großen Sägemühle, die 85 Sägen hat, worunter 5 kreisförmige
und jenseit des St. Lorenz das Dorf Point Levi, in dessen Nähe
der Fluß Chaudière einen 100 F. hohen und 240 F. breiten
Wasserfall macht. Ein anderer in der Umgebung Quebecs befindlicher
Wasserfall wird von dem Flusse Montmorenci, nahe bei seiner
Mündung in den St. Lorenz gemacht. Dieser Fluß, der sich durch
eine waldige Gegend hinzieht, ist nicht sehr bedeutend, ausgenommen
im Frühjahre und Herbste, wenn er durch das Schmelzen des Schnees
und starke Regengüsse außerordentlich anschwillt. In der Nähe des
Falls senkt sich das Bette etwas und giebt dadurch dem daselbst 48
bis 60 F. breiten Flusse eine bedeutende Fallkraft, so daß er sich über
den Rand des senkrechten Felsens 250 F. in den Abgrund hinuntev-
stürzt und einen prächtigen Wasserfall bildet, der beinahe so weiß als
Schnee ist. Aus dem Abgrunde erhebt sich ein ungeheurer, wellen-
förmiger Schaum, welcher das schönste Farbenfpiel gewährt, wenn er
Cannabich's Hülfsbuch. Hi. Band. 8
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht]]
TM Hauptwörter (100): [T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T21: [Schnee Winter Wasser Sommer Berg Regen Luft Boden Land Erde], T62: [Insel Stadt Hafen England Hauptstadt Einw. See London Handel Schottland], T48: [Fluß Meer See Strom Land Wasser Mündung Kanal Lauf Ostsee]]
TM Hauptwörter (200): [T6: [Berg Fuß Höhe Gipfel Gebirge Schnee Meer Fels Ebene See], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T0: [Kirche Haus Gebäude Stadt Straße Säule Platz Fenster Seite Palast], T76: [Staat See Nordamerika Stadt Union Mississippi Washington Ohio Gebiet vereinigt], T140: [Stadt Franzose Feind Festung Truppe Tag Mann Paris Belagerung Angriff]]
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
158
Amerika.
auch die herrschende geworden, alle Staats- und gerichtlichen Verhand-
lungen geschehen nur in der Englischen Sprache, und alle Verord-
nungen werden in derselben abgefaßt. Sie ist die Sprache des ge-
meinen Lebens und wird daher von den meisten andern eingewanderten
Europäern verstanden und gesprochen, indem diese gewöhnlich sich in
einer Reihe von Jahren ihrer Muttersprache entwöhnen.
Die Anglo-Amerikaner haben nicht den gleichförmigen Charakter,
den man bei denjenigen Nationen bemerkt, welchen die Zeit und das
lange Bestehen von Einrichtungen ein eignes Gepräge gegeben haben.
Ihre Physiognomie ist überhaupt so mannigfaltig, als ihr Ursprung
verschieden ist. Der Franzose, der Irländer, der Engländer, der Schott-
lander, der Deutsche, der Schweizer rc. haben jeder hier in ihrem neuen
Vaterlande einige Spuren von dem Gepräge behalten, welches ihrem
ersten Vaterlande angehört. Es ist jedoch ein großer Unterschied zwi-
schen den Bewohnern der Seestädte und der Städte des Innern. Die
erstem gleichen völlig den Bürgern der großen Europäischen Städte
und zeigen allen Luxus einer hoch gestiegenen Civilisation. Die Ein-
wohner des Innern, die ein Landleben führen, genießen das Glück,
welches die Ausübung der gesellschaftlichen Tugenden in ihrer Reinheit
verschaffen muß; denn da herrscht eheliches Glück, und eheliche Untreue
ist beinahe unbekannt, Ehescheidungen ungewöhnlich, das väterliche
Ansehen wird heilig gehalten, und Bettelei und Diebstahl sind äußerst
selten. Eine von den Eigenschaften, welche am meisten diesen Theil
der Bevölkerung auszeichnet, ist die Menschenfreundlichkeit und das
Mitleiden gegen den Unglücklichen, fo wie Gastfreundschaft gegen den
Fremden. Wer sich aber die Amerikanischen Landbewohner etwa wie
Deutsche Bauern dächte, würde sehr irren, und es ist in Kleidung und
im Benehmen fast kein Unterschied zwischen dem Städter und dem
Landbewohner.
Überhaupt findet in den Vereinigten Staaten der Unterschied zwi-
schen Städten, Marktflecken, Dörfern rc. wie in Europa nicht Statt.
Alle Ortschaften (die einzelnen Landwirthschaften, Farms, ausge-
nommen) sind im Grunde Städte, jedoch ohne Mauern und ohne
besondere Vorrechte. Sie sind regelmäßig angelegt, und neue Städte
schießen, wofern die Lage Vortheilhaft genug ist, oft wie die Pilze em-
por, und manche neu angelegte Stadt, die im Anfange aus wenigen
Häusern besteht, erscheint schon nach wenigen Jahren als ein blühen-
der Ort mit einer Bevölkerung von mehreren tausend Seelen *). Das
flache Land hat keine geschlossenen Dörfer, wie man sie in Europa
findet, sondern Townships (Taunschipps) d. h. eine Anzahl von
Pflanzungen, die einen Raum von etwa 1£ Um. einnehmen. Auf
*) Von dem schnellen Aufblühen der Städte führen wir nur als Beispiel
die Stadt Buffalo an, die am Eriesee liegt, 1812 noch ein ganz
unbedeutender Ort war, und jetzt schon 12—20,000 E. hat.
TM Hauptwörter (50): [T22: [Volk Bewohner Sprache Land Bevölkerung Einwohner deutsche Religion Million Stamm], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
TM Hauptwörter (100): [T95: [Bewohner Sprache Volk Land Bevölkerung deutsche Stamm Religion Neger Einwohner], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T76: [Stadt Straße Haus Schloß Kirche Gebäude Mauer Platz Garten Dorf], T71: [Mann Volk Leben Sitte Zeit Vater Liebe Frau König Jugend], T17: [Gott Herr Mensch Wort Leben Herz Welt Hand Vater Himmel]]
TM Hauptwörter (200): [T127: [Volk Sprache Land Zeit Sitte Kultur Bildung Geschichte Bewohner Stamm], T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T33: [Gott Liebe Mensch Herz Leben Volk Ehre Vaterland gute Zeit], T159: [Bewohner deutsche Bevölkerung Sprache Neger Volk Jude Einwohner Stamm Land], T76: [Staat See Nordamerika Stadt Union Mississippi Washington Ohio Gebiet vereinigt]]
Extrahierte Ortsnamen: Amerika Schott- Europa Europa Eriesee
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
Inhalt: Zeit: Geographie
305
Col ombi sch e Republiken.
giment Soldaten, das in der großen Kaserne unter den Waffen stand
und eben sich zur Prozession begeben sollte, ward, mit Ausnahme
weniger Einzelner, unter den Trümmern dieses großen Gebäudes ver-
schüttet. Neun Zehntheile der schönen Stadt Caracas wurden gänzlich
zerstört.
Wenn die Zahl der Todten in dieser Stadt auf 9—10,000 be-
rechnet wird, so sind dabei die Unglücklichen noch nicht in Anschlag
gebracht, welche schwer verwundet, nach Monaten erst, aus Mangel
an Nahrung und Pflege umkamen. Die Nacht vom Donnerstag auf
den Charfreitag bot den Anblick eines unsäglichen Jammers und Un-
glücks dar. Mütter trugen Kinderleichen im Arm, durch die Hoff-
nung getauscht, sie wieder ins Leben zu rufen. Jammernde Familien
durchzogen die Stadt, um einen Bruder, einen Gatten, einen Freund
zu suchen, dessen Schicksal unbekannt war und den man im Gedränge
verloren glauben konnte. Man drängte sich in den Straßen, die an
Trümmer- und Schutt-Reihen einzig noch kennbar waren. Alles
Unglück, das in den großen Jammerszenen von Lissabon und Messina
(B. I, S. 108 und 465) erlebt worden war, wiederholte sich an dem
Schreckenstage des 26. Marz 1812 zu Caracas.
Bogota, sonst Santa Fe de Bogota, die Hauptstadt der
Republik Neugranada, liegt auf einer 8000 F. über dem Meere er-
habenen Hochebene der östlichen Andenkette, am Fuße zweier Berge,
des Montserrat und Guadelupe, welche auf ihren Gipfeln Klöster tra-
gen, und genießt durch ihre hohe Lage ein gesundes, erfrischendes Klima,
welches den Anbau aller Europäischen Getreidearten gestattet, die im
Jahre zweimalige Erndte geben. Diese Hochebene von Bogota, von
N. nach S. 9| M. lang und fast 5 M. breit, ringsum von Ber-
gen umgeben, gewahrt den Anblick einer fast ganz wagerechten Ebene.
Diese Stadt, von 40,000 Menschen bewohnt, hat einen großen Um-
fang, (da sie sehr viele Garten und Klöster einschließt), in rechten
Winkeln einander sich durchschneidende Straßen, die gerade und mit
Trottoirs versehen sind, und meistens einstöckige Hauser, mit außer-
ordentlich starken Mauern und selten mit Glasfenstern. Die häufigen
Erdbeben sind die Ursache, daß man die Häuser von so geringer Höhe
erbaut. Um den innern Hof der Hauser zieht sich gewöhnlich eine
Gallerie. Die größte und schönste Straße ist die Königs- oder je-
tzige Republikanerstraße, welche sich an dem schönsten Platze der
Stadt endigt, auf welcher die 1814 erbaute prächtige Kathedrale, die
aber bei dem furchtbaren Erdbeben 1827 zerstört wurde, das schöne
Regierungsgebäude und das Zollhaus stehen. Auf diesem Platze wird
alle Freitage Markt gehalten, der durch das bunte Gewühl der mit
Einkäufen und Verkaufen beschäftigten Kreolen, Mulatten, Mestizen,
Indianer und Neger, und durch die Mannigfaltigkeit von Waaren,
namentlich der Gemüse und Baumfrüchte dem Fremden ein interessan-
tes Schauspiel darbietet.
Cannabich's Hülfsbüch. Iii. Band.
20
TM Hauptwörter (50): [T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger], T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel]]
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Madagaskar.
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serer Befestigungskunst aufgeworfen und mit Englischen Kanonen be-
setzt. Die Gesandtschaft und ihr Gefolge wurden salutirt. Schwarz-
braunes, halbnacktes Madegasfisches Militär, ziemlich gut exercirt und
durchaus mit Europäischen Waffen versehen, schwenkte vor uns auf,
und wir erblickten mehrere Engländer darunter. Die Truppen, viele
hundert Mann, feuerten ziemlich regelmäßig ihre Gewehre ab, als wir
vorbeiritten. Pallisaden mit Graben machen inzwischen noch die Um-
fangsbefestigung der Hauptstadt Tannanariva aus, welche nahe an
>80,000 Menschen fassen mag. Rn der Residenz des Königs, welche
einen eignen Theil der Stadl einnimmt, noch weit starker befestigt und
mit Verschanzungen, Graben, Pallisaden, Mauern und Zugbrücken ge-
deckt ist, wurden wir, sämmtlich in unserm besten Staate, auf die un-
mittelbare Antritts-Audienz vorbereitet, abermals empfangen, eingeführt,
von dem Gedränge eines staunenden Volks begafft, von den Kanonen
des königlichen Forts salutirt, und zogen hierauf, von einem Zuge des
mitgebrachten Englischen Militärs gedeckt, in den großen Vorhof hinein.
Hier empfing uns der Bruder des Königs mit großem Gefolge und
Gepränge und führte uns in den Audienzsaal. Allein wie erstaunte
ich, als ich mich in dem Prunkzimmer eines Europäischen, und nicht
eines Madagascarischen Königs erblickte; auf ein solches Schauspiel
war ich nicht vorbereitet. Ölgemälde und Kupferstiche in Glasrahmen
an den Wänden, große Wandspiegel rings herum in vergoldeten Ein-
fassungen, Wand- und Armleuchter von Gold, herabhangende Kron-
leuchter von der geschmackvollsten antiken Arbeit, Vorhänge von Seide
und Gold und von den theuersten Stoffen, Fußteppiche auf dem schön-
sten ausgelegten Fußboden, die ausgesuchteste und herrlichste Tischler-
arbeit aus England, mit Gold und Silber beschlagen, von Bronze ge-
gossene und alabasterne Statuen in den Nischen und auf den Gestel-
len, Spiegelgläser in den Fenstern, kurz eine von mir nie gesehene
Pracht machte mich staunend. Der König Nadama saß auf seinem
Throne einfach gekleidet und von seinem prunkenden, reichen Hofstaate
umgeben. ^Deine Physiognomie war höchst anziehend, ausdrucksvoll und
gebildet."
Nachdem die Brittifche Gesandtschaft, nach einem Aufenthalte von
14 Tagen, Tannanariva wieder verlassen hatte, blieb Hilsenberg nebst
noch einem Begleiter zurück, um Naturalien zu sammeln, und genoß
der freundlichsten Behandlung von Seiten des Königs. Sie machten
häufige Exkursionen in die nähere und fernere Umgegend und sammel-
ten viele Naturmerkwürdigkeiten, indem sogar der König Leute auf die
Jagd ausschickte, welche ihnen die bekannten und ausgezeichnetsten Vö-
gel und andere Thiere schossen oder singen und sie theils todt, theils
lebendig brachten. 8 Monate hielt sich Hilsenberg in Madagascar auf.
„ Madegassen, Malgaschen ist der Name, welchen die Euro-
päer im Allgemeinen sämmtlichen Eingebornen der Insel beilegen. Auf
der Insel selbst aber nennt man nur die Bewohner der Dstküste Mal-
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Osmanisches Reich.
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einnehmen, so bietet dagegen die Ankunft zur See, besonders wenn
man von dem Bosporus herkommt, eine über alles herrliche Ansicht dieser
Stadt dar, und zu beiden Seiten des Bosporus gewahrt die fast
ununterbrochene Reihe von Landhäusern und Dörfern, die fast ein
zusammenhangendes Dorf bilden, einen ungemein anmuthigen Anblick.
Allein das Innere der Stadt entspricht keinesweges dem Vortheilhaften
Eindruck den ihr Anblick von der Seefeite her auf die Reifenden macht.
Die Straßen sind meistens enge, winklich und zwar gepflastert, aber
schlecht unterhalten, und diese werden dadurch noch mehr verengt und ver-
dunkelt, daß die Türken die obern Stockwerke ihrer Häuser immer über die
untern hinweg zu bauen pflegen, so daß oben oft nicht 3 F. Raum zwi-
schen denselben bleibt. Die Hauser sind fast alle auf dieselbe Art erbaut.
Eine steinerne Wand erhebt sich 4 bis 5 F. über die Grundmauern,
worauf ein hölzernes Gebäude von 2 Stockwerken ruhet. Alle Woh-
nungen in einem Quartiere haben gewöhnlich gleiche Höhe, damit
man nicht von dem Dache der einen in die feines Nachbars sehen könne.
Die meisten Häuser sind außen roth angestrichen und mit röthlichen
Hohlziegeln gedeckt. Es ist allgemein bekannt, wie häufig die Feuers-
brünste in dieser Hauptstadt sind; kein Jahr vergeht, wo nicht irgend
ein Theil der Stadt von den Flammen verheert wird. Immer aber
baut man die Häuser wieder auf die nämliche, eine Feuersbrunst begün-
stigende Weise. „Jedes Haus in Stambul, sagt ein Türkisches
Sprichwort, hätte mit goldenen Nägeln gezimmert werden können,
wenn man alles Geld beisammen hätte, was die Wiedererbauung eines
jeden nach den vielen Feuersbrünsten gekostet hat." In neuern Zei-
ten jedoch sind die Straßen gereinigt, und eine thätige Polizei wacht
über die Stadt und nirgends sieht man mehr jene Haufen von Schutt
und Koth, die fönst die Straßen versperrten.
Das ganze Leben und Treiben auf den Straßen unterscheidet
sich unendlich von dem, was wir in den großen Europäischen Städ-
ten zu sehen gewohnt sind. Nicht nur die Neuheit und Mannigfal-
tigkeit des Kostüms, die Bärte, das Achtung gebietende im Äußern
selbst des gemeinen Mannes ist hier höchst auffallend, sondern mehr
noch die große Ruhe und Stille, die überall und am meisten da zu
herrschen pflegt, wo die dichtesten Volksmassen sich bewegen. Der
ernste Muselmann, wortkarg und wenig gesprächig, bietet selbst seinen
Gruß nur mit einem freundschaftlichen oder ehrfurchtsvollen Zeichen
feiner Hand, und die Weiber, die sonst die meiste Fertigkeit der Zunge
besitzen, spielen im öffentlichen Leben hier meist eine ganz stumme
Rolle. So vernimmt man oft in einer langen volkbelebten Straße,
wo Taufende von Menschen durch einander wogen, nichts als das
Geschlürft der Pantoffeln, der gewöhnlichen Fußbekleidung der beiden
Geschlechter. Alles Geräusch von Wagen und Pferden, das in unfern
Städten oft das Gehör betäubt, fallt hier ganz weg, da die engen
Straßen kaum 2 Pferden Raum zum Ausweichen bieten, viel weni-
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TM Hauptwörter (50): [T3: [Stadt Schloß Straße Berlin Kirche Haus Gebäude Platz Garten Universität], T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T36: [Stadt Mauer Tag Dorf Haus Burg Land Bauer Feind Bürger]]
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TM Hauptwörter (200): [T142: [Stadt Dorf Mauer Haus Burg Straße Kirche Schloß Graben Zeit], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T43: [Haus Frau Kind Mann Arbeit Wohnung Familie Zeit Zimmer Kleidung], T125: [Haus Stein Fenster Dach Holz Stroh Winter Erde Wand Wohnung], T173: [Sprache Wort Name Schrift Zeit Buch Form Kunst Art Werk]]